Mit Andreas Bohnert
Erläuterungen
Stadthaus mit drei Nutzungseinheiten
1. Städtebauliche Vorgaben
Der Bebauungsplan Karlsruhe-Südost sieht eine variable Fortsetzung der Blockstruktur der Südstadt nach Osten hin vor. Das von U 44 auf der Grundlage des bestehenden Bebauungsplanes erarbeitete städtebauliche Konzept für den Block Nr. 20 stellt eine Alternative zum Modell "Geschosswohnungsbau mit Parkierung in Tiefgarage" dar und ermöglicht auf diese Weise in dem zukünftigen Stadtteil individuellere Wohnformen. Dazu wird das Gesamtgrundstück des Blocks in zwei rechteckige und ein dreieckiges Baufeld gegliedert. Diese werden in einzelne, separat veräusserliche Parzellen aufgeteilt, die deutlich voneinander im Wortsinne "abgeschottet" sind. Die vorgegebenen Schotten bilden eine Art "Setzkasten", innerhalb dessen bis auf wenige Einschränkungen eine grosse planerische Freiheit herrscht. Die Parkierung ist konseqenterweise unabhängig vom Nachbarn auf dem eigenen Grundstück vorgesehen. Die Erschliessung erfolgt über die zwischen den Baufeldern verbleibenden Flächen.
2. Stadthaus: Typologie
Das Endhaus bildet den südlichen Abschluss der in Ost-West-Ausrichtung angeordneten Zeile aus viergeschossigen Wohnhäusern mit Dachgeschoss. Der zweigeschossige Annexbau des Endhauses schliesst den rückwärtigen Hofbereich zur seitlich verlaufenden Strasse hin ab.
3. Stadthaus: Äussere Erscheinung
Gestalterisch wird eine nach aussen hin wirksame, ausgeprägt persönliche Handschrift vermieden: Ein gewisses Mass an Anonymität wird durchaus als eine für das Wohnen in der Stadt typische Qualität angesehen. Die Zurückhaltung in der Formensprache erzeugt eine Verträglichkeit mit der vereinbarungsgemäss nicht weiter beeinflussbaren Gestaltung der Nachbarhäuser. Die beiden auf den seitlichen Grundstücksgrenzen befindlichen massigen Wandscheiben bilden in ihrer charakteristischen Erscheinung den baulichen Rahmen des Entwurfs. Das Gebäude entwickelt sich in dem verbleibenden, sinnlich wahrnehmbaren Zwischenraum. Die Erscheinung der massiven Giebelseite unterscheidet sich stark von der filigran gehaltenen Vorder- und Rückseite. Zur Unterstreichung der Gegensätze ist die Strassenfassade streng systematisch aufgebaut, wohingegen sich die Giebelfassade durch tiefliegende, scheinbar unregelmässig angeordnete Öffnungen unterschiedlicher Grösse auszeichnet.
4. Zonierung
Aus der Grundrisstruktur heraus sind drei parallel zueinander verlaufende, unterschiedlich breite räumliche Zonen deutlich ablesbar. Während die mittlere als Installationszone kleinteilig und geschlossen in Erscheinung tritt, sind die beiden äusseren Nutzungsbereiche grosszügig offen gehalten. Die an das Nachbargrundstück angrenzende Zone beinhaltet in den unteren Etagen die Vertikalerschliessung der einzelnen Nutzungseinheiten, in den oberen Etagen eine der Maisonette zugeordnete Bibliothek. Die breiteste Zone auf der gegenüberliegenden Seite bindet durch und nimmt die Wohn- und Aufenthaltsräume auf.
5. Innenraum-Aussenraum
Die Wohn- und Aufenthaltsräume öffnen sich in Ost-West-Richtung nahezu vollständig zum Aussenraum hin. Wegen der geringen Gebäudeabstände sind dem Gebäude auf der Vorderseite Balkone in Kombination mit regulierbaren Sichtschutzelementen vorgelagert.
6. Nutzungen
Erdgeschossig sind im vorderen Teil des Gebäudes zwei Doppelparker angeordnet. Im rückwärtigen Teil befindet sich z.B. ein zusätzlich zur Erschliessung vom Treppenhaus aus separat von aussen erschliessbares Büro. Im 1.Obergeschoss befindet sich eine 4-Zimmer-Wohnung mit Dachgarten. Eine charakteristische Eigenschaft ist die grosszügige Offenheit der Wohnung in Ost-West-Richtung. Eine grosszügige 6-Zimmer-Maisonette erstreckt sich vom 2. Obergeschoss bis zum Dachgeschoss. Die Wohnung zeichnet sich durch eine Galerie zum Wohnraum und eine weitere Galerie zur Bibliothek mit dendazugehörigen Lufträumen aus. Die Bibliothek verfügt über eine vier Meter hohe Bücherwand. In Verlängerung des in Ost-Westrichtung völlig offengehaltenen Wohn-Ess-Raumes befindet sich ein Dachgarten.